Ich erinnere mich noch gut an das erste Gespräch mit einer Bekannten, die an rheumatoider Arthritis leidet. Ihre Finger waren morgens wie eingefroren, das Aufdrehen einer Flasche ein Kraftakt. Sie sprach nicht nur von Schmerzen, sondern von Erschöpfung, von einer bleiernen Müdigkeit, die sich durch den Alltag zog. Ihre Diagnose war eindeutig: Eine Autoimmunerkrankung. Und ihre Hoffnung: CBD.
Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto, rheumatoide Arthritis, Multiple Sklerose, Psoriasis, Colitis ulcerosa oder Lupus entstehen, wenn das Immunsystem fehlgeleitet körpereigene Zellen angreift. Die Ursachen sind komplex – genetische Veranlagung, Umweltfaktoren und chronischer Stress spielen mit hinein. Die klassischen Therapien zielen auf Immunsuppression. Doch sie bringen oft Nebenwirkungen mit sich. Genau hier kommt Cannabidiol (CBD) ins Spiel.
Wie CBD ins Gleichgewicht bringen kann
CBD – ein nicht-psychoaktives Cannabinoid aus der Hanfpflanze – wirkt über das sogenannte Endocannabinoid-System (ECS). Dieses körpereigene Regulationssystem beeinflusst Entzündungen, Schmerzempfinden, das Immunsystem, Schlaf und Stimmung. Studien zeigen, dass CBD eine modulierende Wirkung auf das Immunsystem hat: Es kann entzündungsfördernde Prozesse hemmen und gleichzeitig antientzündliche Botenstoffe fördern. Gerade bei überaktiven Immunreaktionen, wie sie bei Autoimmunerkrankungen auftreten, ist dieser Effekt vielversprechend.
In einer Übersichtsarbeit von Nichols & Kaplan (2020) wird beschrieben, dass CBD die Produktion proinflammatorischer Zytokine wie TNF-α, IL-6 oder IFN-γ hemmen kann – Moleküle, die bei vielen Autoimmunprozessen eine zentrale Rolle spielen. Gleichzeitig wurde beobachtet, dass regulatorische T-Zellen – jene Zellen, die überschießende Immunantworten dämpfen – durch CBD aktiviert werden könnten.
Erfahrungsberichte aus der Praxis
Natürlich: Studien sind das eine. Aber was berichten Betroffene? Ich lese regelmäßig in Foren und Gruppen mit, höre Podcasts und spreche mit Menschen, die CBD in ihre Therapie integriert haben. Viele berichten über eine deutlich verbesserte Lebensqualität. Schmerzen, Morgensteifigkeit, Hautausschläge oder Verdauungsprobleme nehmen ab – nicht über Nacht, aber spürbar.
Eine junge Frau mit Hashimoto kombinierte ihre klassische Schilddrüsentherapie mit einem CBD-Öl (10 %). Sie begann mit drei Tropfen morgens und abends unter der Zunge, jeweils für mindestens 60 Sekunden. Innerhalb weniger Wochen reduzierte sich nicht nur ihr Haarausfall, auch ihre Stimmung und Schlafqualität verbesserten sich deutlich.
Auch mein Vater war anfangs skeptisch. Er lebt seit Jahrzehnten mit Morbus Crohn und hat zusätzlich Typ-2-Diabetes. Die Kombination aus chronischer Darmentzündung und Insulinresistenz machte ihm besonders in stressigen Zeiten schwer zu schaffen. Mit ärztlicher Begleitung begann er mit einem 5 %-CBD-Öl, langsam dosiert über einige Wochen. Besonders während akuter Entzündungsphasen berichtete er über eine Beruhigung der Verdauung, weniger Krämpfe und eine überraschend ausgeglichene Stimmung. Seine Blutzuckerwerte konnte er durch die bessere Schlafqualität und weniger Schmerzstress ebenfalls stabiler halten.
Und dann ist da noch meine Tante. Vor drei Jahren entwickelte sie nach einem Knochenbruch einen Morbus Sudeck – ein komplexes regionales Schmerzsyndrom, das oft mit brennenden Schmerzen, Hautveränderungen und Bewegungseinschränkungen einhergeht. Ihre Hand wurde steif, das tägliche Leben mühsam. Neben Schmerzmitteln begann sie auf Empfehlung einer befreundeten Apothekerin mit einer Kombination aus innerlicher Einnahme von CBD-Öl (15 %) und äußerlicher Anwendung einer stark dosierten Salbe mit Wintergrün und Hanfextrakt. Die Wirkung war nicht über Nacht spürbar – aber nach drei Monaten konnte sie ihre Hand wieder bewegen. Der Schmerz war nicht weg, aber deutlich gedämpft. Und das Wichtigste: Sie fühlte sich wieder handlungsfähig.
Anwendung und Dosierung
CBD ist kein Allheilmittel. Aber ein ergänzendes Werkzeug – sanft, regulierend, oft nebenwirkungsarm. Wichtig ist die richtige Anwendung: Ich empfehle, mit einer niedrigen Dosis zu starten, z. B. 5–10 mg pro Tag (das entspricht je nach Konzentration etwa 2–4 Tropfen eines 5 %-Öls). Bei guter Verträglichkeit kann man die Dosis langsam steigern – oft liegt die optimale Tagesmenge bei Autoimmunerkrankungen zwischen 20 und 50 mg.
Eine morgendliche und abendliche Einnahme hat sich bei vielen bewährt. Bei akuten Schüben oder Schmerzen kann zusätzlich mit einem stärkeren Öl (z. B. 20 %) gearbeitet werden. Auch Salben mit CBD und schmerzlindernden Zusätzen wie Wintergrün oder Menthol können lokal hilfreich sein – etwa bei Gelenkbeschwerden, Nervenschmerzen oder Hautsymptomen.
Besonders wichtig: CBD entfaltet seine Wirkung nicht wie ein Schmerzmittel innerhalb von Minuten, sondern im Zusammenspiel mit dem Körper über Tage, Wochen und Monate. Gerade bei chronischen Beschwerden – also genau jenen, die Autoimmunerkrankungen oft mit sich bringen – ist eine regelmäßige, langfristige Einnahme entscheidend. Viele berichten, dass sich eine spürbare Veränderung oft erst nach zwei bis vier Wochen täglicher Anwendung einstellt. Geduld und Kontinuität zahlen sich aus.
Was ist mit Gewöhnung oder Resistenz?
Immer wieder werde ich gefragt, ob CBD mit der Zeit „nicht mehr wirkt“. Die gute Nachricht: Eine klassische Toleranzentwicklung, wie man sie von vielen Medikamenten kennt, wird bei CBD in Studien und aus der Praxis kaum beobachtet. Das liegt daran, dass CBD nicht direkt an Cannabinoid-Rezeptoren bindet, sondern vielmehr indirekt regulierend wirkt – etwa durch die Hemmung des Enzyms FAAH oder die Modulation anderer Rezeptorsysteme wie TRPV1 oder 5-HT1A.
Heißt das, man braucht nie eine Dosisanpassung? Nicht ganz. In Phasen starker Belastung – sei es durch Krankheit, Stress oder hormonelle Umstellungen – kann es sein, dass der Körper mehr Unterstützung braucht. Dann kann eine temporäre Erhöhung sinnvoll sein. Genauso gibt es umgekehrt Phasen, in denen eine Reduktion ausreicht. Eine dauerhafte Dosissteigerung ist aber selten nötig.
Ich selbst empfehle gelegentlich kleine „Pausentage“ oder Wechsel in der Einnahmezeit, um das System flexibel zu halten – ähnlich wie bei Heilpflanzen oder Mikronährstoffen. Das stärkt nicht nur die Wirkung, sondern auch das eigene Körperbewusstsein.
Begleitend – nicht ersetzend
Mir ist wichtig zu betonen: CBD ersetzt keine medizinische Therapie. Aber es kann ein fehlendes Puzzlestück sein. Immer mehr integrative Ärzt:innen und Heilpraktiker:innen arbeiten mittlerweile mit Cannabinoiden – auch weil die Datenlage wächst und die Erfahrungswerte Mut machen.
Wenn du selbst betroffen bist: Sprich mit deinem Arzt oder deiner Ärztin, lies dich ein, beobachte deinen Körper achtsam. Und: Gib dir Zeit. Autoimmunerkrankungen sind Marathonläufe – kein Sprint. Aber manchmal reicht schon ein kleiner Impuls, um neue Balance zu schaffen.
Bleib achtsam, bleib verbunden – mit dir und deinem Körper.
Deine Hannah